Wie gelingt die Digitalisierung im Mittelstand – praxisnah, bezahlbar und zukunftsgerichtet? Das Unternehmen SES Sandmann, ein Spezialist für Laufräder und Fahrradkomponenten, hat es vorgemacht. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Hamm-Lippstadt, dem Transferverbund Südwestfalen und gefördert durch das Land NRW entstand ein Digitalprojekt mit messbarem Mehrwert.
Ein gutes Netzwerk, ein zukunftsorientiertes Projektteam und ein klarer Digitalisierungswunsch – so lässt sich die positive Entwicklung der SES Sandmann Ersatzteil Service e.K., einem inhabergeführten Familienunternehmen in vierter Generation aus Hagen-Dahl, zusammenfassen. Aus einem ersten Anruf bei der SIHK entwickelte sich eine digitale Erfolgsgeschichte, in der Hochschule, Mittelstand, der Transferverbund Südwestfalen und externe Dienstleister gemeinsam an einem Ziel arbeiteten: die Digitalisierung der Geschäftsprozesse nachhaltig voranzubringen.
"Wir wollten unsere digitale Landschaft modernisieren und effizienter gestalten – und waren gleichzeitig auf der Suche nach einer Lösung, um unser Geschäftsfeld digital besser abzubilden", sagt Jördis Sandmann, die das Projekt gemeinsam mit ihrer Cousine Claudia Leppla leitet. Über die SIHK erhielten die beiden den Hinweis, sich an den Transferverbund Südwestfalen zu wenden. Andreas Becker, Technologiescout des Verbunds, brachte daraufhin die Hochschule Hamm-Lippstadt mit ins Spiel – und damit Prof. Dr. Thomas Heiland, der das Projekt als Experte für Variantenmanagement und Produkt-Konfiguratoren begleitete. Der Transferverbund unterstützt Unternehmen dabei, geeignete Lösungspartner zu finden – unkompliziert, regional vernetzt und ohne zusätzliche Kosten für den Betrieb.
Strategischer Start mit einer Marketing-Analyse
Den Auftakt bildete ein Marketing-Konzept, das von Studierenden der Hochschule Hamm-Lippstadt im Rahmen eines ersten Projekts erstellt wurde. Dabei ging es um eine umfassende Konkurrenzanalyse und die Entwicklung eines speziell auf das Unternehmen zugeschnittenen Marketing-Mix. Durch das Projekt wurde die strategische Entscheidung angestoßen, die bislang getrennt geführten B2B- und B2C-Onlineshops zusammenzuführen. "Die Doppelstruktur hat unsere Shops gegenseitig kannibalisiert. Jetzt haben wir ein einheitliches System, das zwischen Endverbrauchern und Händlern über individuelle Logins unterscheidet – und das funktioniert hervorragend", sagt Claudia Leppla.
Aus der Umsetzung dieser Marketingempfehlung ergaben sich weitere Fragen zur digitalen Ausrichtung, insbesondere zur Darstellung technischer Produkte und zur Nutzerführung. Diese bildeten die Grundlage für zwei Anschlussprojekte, die durch das Förderprogramm Mittelstand Innovation & Digital (MID) des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt wurden: die Überarbeitung des komplexen Speichenprogramms im Online-Shop sowie die Konzeption eines innovativen Laufrad-Konfigurators.
Projektarbeit mit Wirkung
Das Projekt startete im Januar 2025 und wurde im Juli 2025 erfolgreich abgeschlossen. "Unsere Aufgabe war es, gemeinsam mit den Studierenden praxisnahe, digitalbasierte Lösungen zu entwickeln, die dem Unternehmen echten Mehrwert bieten", erklärt Prof. Heiland. Das Team – bestehend aus Andrea Steglich, Oliver Lorenz und Felix Wollschlaeger – entwickelte unter anderem ein Konzept für die vereinfachte Darstellung des komplexen Speichenprogramms im Onlineshop. "Nach der Umsetzung dieser Empfehlungen konnten wir bereits signifikante Steigerungen bei den Bestellungen verzeichnen", sagt Jördis Sandmann. "Die Akzeptanz bei den Kunden ist gestiegen und vor allem die Nutzerführung im Shop ist nun viel einfacher und intuitiver."
Ein weiteres Highlight war die Konzeption eines Laufrad-Konfigurators. Dieser ist zwar noch nicht live, aber das Projekt hat den Grundstein gelegt. Der Clou: Kunden können künftig ihre alte Nabe einschicken und dann online mit wenigen Klicks auswählen, welche Felge und Speichenkombination sie dazu wünschen. Das ist nicht nur kundenfreundlich, sondern auch nachhaltig.
Kooperation als Erfolgsmodell
Andreas Becker vom Transferverbund sieht im Projekt ein Musterbeispiel für eine gelungene Zusammenarbeit: "Es geht uns nicht nur darum, Hochschule und Unternehmen zusammenzubringen – sondern auch darum, weitere regionale Akteure einzubinden." So waren unter anderem die Digitalagentur Pixelconsult und das IT-Unternehmen Westcode an der Umsetzung beteiligt.
Prof. Heiland zieht ein positives Fazit: "Unsere Studierenden lernen an realen Aufgaben – und die Unternehmen profitieren von frischem Know-how. Das ist gelebter Wissenstransfer." Auch bei SES Sandmann fällt die Bilanz positiv aus: "Das Projekt hat uns neue Perspektiven eröffnet und gezeigt, wie wertvoll Impulse von außen sein können", so Claudia Leppla. "Einige Maßnahmen haben wir schon umgesetzt, andere sind in der Planung. Wir sind dankbar für die Zusammenarbeit – und bereit für die nächsten Schritte."
Quelle: Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis mbH