Rauf auf die Strecke
Morgen geht es endlich los! Wir mit dem Stromos auf der Route von Bertha Benz. Normalerweise sind wir ganz normal mit Benzin unterwegs. Die Fahrt im Elektroauto ist deshalb ein richtiges Abenteuer. Und damit wir uns beim Start nicht wie im Raumschiff Enterprise fühlen, haben wir vorab mit Prof. Krome und Prof. Kersten schon eine Probefahrt gemacht. Das hat gut geklappt und machte Lust auf mehr!
Jetzt ist das Zugticket schon gebucht, die Koffer gepackt – wir können es kaum noch erwarten und freuen uns auf ein spannendes Wochenende zwischen Mannheim und Pforzheim, auf einmalige Erlebnisse und Erfahrungen. Am Samstagmorgen heißt es dann endlich: Ab ins Auto und die Spuren von Bertha Benz "erfahren".
Keine Auszeit für den Stromos
"Zurück Richtung Heimat" war die Devise am Donnerstag. Ohne Zwischenfälle fuhren wir die letzten Kilometer zum Bahnhof in Narbonne. Die Wartezeit bis zum Verladen auf den DB Autozug nutzten wir dort noch schnell zum Zwischenladen unserer Traktionsbatterie, um nach der Ankunft in Hildesheim wieder mit vollen Akkus losstarten zu können. Wir schafften 89% SOC (State of Charge) und waren damit gut gerüstet für die Weiterfahrt in Deutschland.
"Tiefer, schneller, breiter" - nichts für Elektroautos
Nach den leidvollen Erfahrungen in Hamburg schauten wir uns auch bereits das Auf- und Abladen der anderen Autozüge an, um Schwachstellen auszumachen. Und wieder war es das Thema Bodenfreiheit, das uns Sorgen bereitete. "Tiefer, schneller, breiter" – dieses Tuning-Motto ist nichts für Elektroauto-Fahrer, denn mit den Batteriepacks an der Fahrzeugunterseite bleibt auch so schon kaum Luft. Zentimeterweise arbeiteten wir uns schließlich vorwärts, nachdem wir zum Verladen aufgerufen wurden. Während der eine fuhr, blickte der andere mit Sorgenfalten auf der Stirn unter das Auto und kontrolliert den Abstand zwischen Akkus und Rampe. Es wurde knapp! Der beherzte Eingriff einer DB Autozug-Mitarbeiterin rettete uns schließlich: Als die Vorderräder schon auf dem Zug standen, hob sie einfach die Rampe ein Stück an. Die hintere Achse des Autos bewegte sich so nach oben, wir gewannen an Bodenfreiheit. Ein etwas gewagter Drahtseilakt zwar, aber wir waren froh, endlich auf dem Autozug einparken zu können.
Kühlen mit der Heizpumpe
Ausparken von der Terrasse und auf Richtung Narbonne hieß es am Montag. Tagesziel war Aix-en-Provence, aber soweit kamen wir nicht – stattdessen haben wir Halt im in der Stadt der berühmten Filmfestspiele gemacht: Cannes an der Côte d’Azur. Statt uns allerdings die touristischen Sehenswürdigkeiten anzuschauen, hatten wir nur Augen für die nächste Lademöglichkeit. Im Parkhaus am Bahnhof sind wir schließlich fündig geworden, aber hier gab es nur normalen 230V-Lichtstrom. Das bedeutete für uns mindestens 5 Stunden aufladen, so dass wir dann doch noch ein wenig Zeit für die schönen Seiten von Cannes hatten. Mit vollen Akkus haben wir uns dann wieder auf den Weg gemacht entlang der Küste, um möglichst weit Richtung Narbonne zu kommen. Mittendrin ein Meilenstein: der 3000. Testkilometer im Stromos war geschafft, unsere Tour im Winter mitgezählt.
Mit Starthilfe Richtung Monaco
Die berühmten "Verzögerungen im Betriebsablauf" hat es in Hamburg nicht gegeben – wir sind pünktlich abgefahren. Die ganze Fahrt über wussten wir jedoch nicht, ob mit dem Laden auf dem Zug alles problemlos klappt, und so waren wir gespannt auf die Ankunft in Italien. Am Samstagmorgen in Alessandria dann die große Überraschung: Nicht nur das Laden während der Fahrt war fehlgeschlagen, der Wagen sprang gleich gar nicht mehr an. Da der Stromos auf dem Autozug in der Pole Position stand, mussten wir ihn vor den Augen aller Fahrgäste runter schieben.
Auf dem Parkplatz dann der kritische Blick unter die Haube, aber auch wir waren zunächst ratlos. Da fiel uns der Diagnosetester von unserem Sponsor Hella-Gutmann ein: Die Diagnose ergab Fehlermeldungen im ABS und dem Bodycontroller, die Details zeigten eine zu niedrige Bordspannung. Beim Bremslichttest brach dann die Bordspannung total zusammen, so dass sogar unser LED-Tagfahrlicht die Funktion verweigerte.
Im Autozug über die Alpen
Eine 1000 Kilometer lange Fahrt will gut vorbereitet sein. Deshalb haben wir am Mittwochmorgen die letzte Messtechnik installiert und nochmal alles getestet. Dazu gehört eine Software, mit der alle 98 einzelnen LFP-Batteriezellen überwacht werden können, ein Diagnosesystem zum Auslesen des fahrzeuginternen Fehlerspeichers, einer Software zum Auswerten der Daten des Batteriemanagementsystems sowie ein GPS Datenlogger, mit dem wir unsere Fahrstrecken aufzeichnen können. Zum Glück hat alles planmäßig funktioniert.
Nachmittags stand die Verladung auf den Autotransporter an, denn wir mussten ja kurzfristig nach Hamburg, um dort auf den Autozug aufzufahren. Es freut uns besonders, dass wir bei dieser Gelegenheit noch viele Sponsoren treffen konnten, die uns so großzügig unterstützt haben und uns zum Start unserer Reise alles Gute wünschen wollten. Am Donnerstag ging es dann auf in den hohen Norden, der Stromos auf einem Anhänger des KFZ-Meisterbetriebs Heinz Böhmer aus Lippstadt, und wir mit der Bahn. Pünktlich um 12:00 Uhr konnten wir unseren Stromos in Hamburg-Altona unversehrt und mit vollen Akkus entgegennehmen. Vielen Dank an den Fahrer Willi Buschkühle und seine Frau, die für uns die Fahrt durchgeführt haben
Wer sein Elektromobil liebt...
Das ist das Motto – zumindest für den Start in Deutschland – unserer zweiten "Testfahrt in die Zukunft". Mit dem Ziel, unterwegs an Bord die Akkus unseres Stromos wieder aufzuladen, hatten wir gemeinsam mit der DB AutoZug GmbH die Reise nach Alessandria in Piemont per Autozug durchgeplant. Von dort geht die eigentliche alpine Teststrecke dann weiter nach Monaco und Frankreich.
Ursprünglich war das Autozug-Terminal Hildesheim als Startpunkt der Reise geplant, denn mit einer Entfernung von ca. 170 km ist die Strecke von Lippstadt mit einem Elektroauto für eine Tagestour zwar ordentlich, aber auch nicht zu lang, sodass wir mit einer Aufladung unterwegs, die immerhin bis zu vier Stunden dauert, bequem dorthin gelangt wären. Dann kam die Programmänderung: Hamburg statt Hildesheim.
Ca. 300 km Strecke! Mal eben eine knappe Verdopplung der Kilometer. An sich, mit einer konventionellen Antriebsart kein Problem. Mit einem Elektroauto jedoch eine echte Herausforderung: 300 km Distanz bedeuten, drei Mal laden unterwegs. Vier Stunden jeweils an der Ladestation, also in Summe 12 Stunden, plus Fahrzeit. Da summiert sich die Fahrzeit schnell auf 14-15 Stunden auf. Bei einer geplanten Ankunft in Hamburg um 10 Uhr hätten wir also die gesamte Nacht durchfahren müssen.
1.000 km Strecke und bis zu 1800 m hoch
Auf unserer 2. "Testfahrt in die Zukunft" wird unser Stromos seine Qualitäten als "Bergziege" unter Beweis stellen müssen. Aber zuvor darf er gemütlich von Lippstadt nach Hildesheim reisen. Unterwegs in Hameln laden wir nochmals die Lithium-Ionen-Akkus auf. Dort hat das Unternehmen Mennekes bei den Stadtwerken eine neue Ladestation errichtet, die wir unentgeltlich nutzen dürfen. Darüber hinaus sponsert uns Mennekes mit einem Geldbetrag, wofür wir herzliche danken.
Von Hildesheim, über die Alpen nach Italien nutzen wir den Autozug. Nach Ankunft in Alessandria im Piemont starten wir in Richtung Westen. Dabei ist die Fahrt durch die Ausläufer der Ligurischen Alpen über Asti und Alba nach Cuneo sicherlich genau die richtige Strecke zum Einfahren. Die Fahrt wird eine echte Herausforderung: Hohe Außentemperaturen und steile Anstiege sind die Bewährungsprobe für unsere Traktionsbatterie.
Stromos auf Herz und Nieren geprüft
Vor ein paar Tagen haben wir unseren Stromos, nach einer ausführlichen Inspektion durch den Autobauer German E-Cars, in Grebenstein bei Kassel wieder abgeholt. Sämtliche Kabel und die Karosserie sowie der Unterboden wurden einem Intensivcheck unterzogen, damit wir gut gerüstet zur zweiten "Testfahrt in die Zukunft" gen Alessandria starten können. Zudem wurde weitere Messtechnik eingebaut. So sind wir jetzt in der Lage, viele Dinge auch unterwegs während der Fahrt zu checken, um frühzeitig reagieren zu können, sollten sich Abweichungen von der Norm abzeichnen.
Ebenso wertvoll und wichtig für die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die wir im Feldversuch auf der Langstrecke gewinnen können, ist der mobile Diagnosetester, der von Hella-Gutmann Solutions eigens für diesen Anlass erweitert wurde. Eine spezielle Software wurde programmiert und auf dem Gerät installiert. Somit ist es in der Lage neben den beiden herkömmlichen Antriebsarten Benzin und Diesel ab sofort auch die Antriebsart Elektro zu analysieren.